Die beiden Geschäftsführer Helbig und Groz im Pausengespräch, 1985: PCs sind noch ebenso wenig eingeführt wie das Rauchverbot am Arbeitsplatz.
Bevor Gerhard Groz zu Franke kommt, hat er eigentlich ganz andere Pläne: Er möchte sich mit einem eigenen Unternehmen selbstständig machen, hat deshalb in Berlin Fertigungstechnik und später zusätzlich in Heidelberg Betriebswirtschaftslehre studiert. Der gebürtige Berliner Michael Helbig teilt seinen Unternehmergeist und wird von seinem Studienfreund Groz 1982 zu Franke geholt. Dass beide als Geschäftsführer die Franke GmbH über Jahrzehnte hinweg prägen werden, hat keiner der beiden geplant.
Ein Freund seines künftigen Schwiegervaters weist Gerhard Groz auf die Firma Franke hin. Es kommt zu einem Treffen mit Egon Franke – „ganz gemütlich auf seinem Balkon“, wie er sich erinnert. Mit der Aussicht auf die Nachfolge fängt Groz zunächst als Angestellter bei Franke an und lernt als „rechte Hand“ des Chefs die Firma ausgiebig kennen. Ende 1976 übernimmt er die Geschäftsführung. 1981 holt er Michael Helbig, seinen Weggefährten aus Berliner Tagen, als Prokurist und Vertriebsleiter ins Unternehmen. Er schätzt Helbig als „genialen Techniker“ und macht ihn 1982 zum zweiten Geschäftsführer. Dieser erkennt gleich zu Beginn erheblichen Modernisierungsbedarf. „Die Haupteingangstür hatte noch eine Klingel wie ein Ladengeschäft“, erinnert er sich, „ich dachte, wo bin ich denn hier hingekommen?“ Mit der ihm eigenen Entschlusskraft, Schnelligkeit und Zuversicht setzt Michael Helbig zahlreiche Veränderungen und Neuerungen durch. Trotz mancher Mentalitätsunterschiede zwischen dem Schwaben Groz und dem Berliner Helbig ergänzen sich die beiden ideal und stellen sich gemeinsam vielen Herausforderungen: der Umstellung des Betriebs auf EDV-Systeme, der Einrichtung neuer Vertretungen im In- und Ausland, der Bewältigung einer ernsten wirtschaftlichen Krise 1987/88, als die personell stark gewachsene Firma plötzlich wegen des Niedergangs der europäischen Textilindustrie mit einem rapiden Auftragsrückgang zu kämpfen hat.
Der profunde Techniker Helbig initiiert produktseitig wichtige Neuerungen: Er bringt maßgeblich die Entwicklung der Franke Dünnringlager, der Aluminium-Linearführungen für Linearbewegungen und der Flüsterlager für Computertomografen voran. Siemens-Managern führt er mit Vertriebstalent ein Flüsterlager im Betrieb vor. Es geht zwar schon nach 10 Sekunden kaputt, aber, so erinnert er sich, „die zehn Sekunden waren so gut, das Lager war so leise“, dass Franke erstmals CT-Lager an Siemens liefern darf. Den komplexen Austausch von Kugellaufringen an Computertomografen vor Ort auf der ganzen Welt beschreibt Gerhard Groz als eine „wahnsinnige Operation gewissermaßen am offenen Herzen“. Franke orientiert sich am Kunden – daraus entwickelt sich eine bis heute andauernde enge Geschäftsbeziehung zu Siemens. Bis heute ist das Unternehmen Weltmarktführer in diesem Bereich.
Als Gerhard Groz und Michael Helbig 2007 in den Ruhestand gehen, übergeben sie ein gut aufgestelltes, kerngesundes Unternehmen. Gerhard Groz ist erfüllt von Freude, „dass alles so gelaufen ist“, und sogar der Berliner Michael Helbig hat seinen Herzug „nicht eine Minute“ bereut, denn „das Schwabenland“, so sein Fazit, „ist prima“. //